Wintersemester 2014/2015 an der Universität Hamburg Praktiken medialer Transformationen thematisieren den Vollzug. Sie erfolgen, so die Grundannahme, in und durch zwei miteinander verschränkte Wechselwirkungen: der von ‚Rahmung‘ und ‚Übersetzung‘ sowie der von ‚rahmen‘ und ‚übersetzen‘, wobei die beiden Substantive das jeweils Vollzogene bezeichnen und die beiden Verben den performativen Vollzug. Ziel der gemeinsamen Forschungsarbeit ist es, die Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Übersetzungs- und Rahmentheorien für kultur- und sozialwissenschaftlich orientierte Medienforschungen auszuloten und für die medientheoretische und medienästhetische Forschung fruchtbar zu machen. Die interdisziplinäre und grundlagentheoretisch ausgerichtete Auseinandersetzung mit den Leitkonzepten ‚Rahmung/rahmen‘ und ‚Übersetzung/übersetzen‘ sowie die praxeologische Konzentration auf das ‚Wie’ des Vollzugs stellen einen innovativen Forschungsbeitrag für eine erweiterte, interdisziplinär ausgerichtete Medienforschung dar. Wintersemester 2012/2013 an der LMU München Das Seminar möchte im Film ‚Störelemente‘ isolieren und identifizieren, welche die Bedeutungsanordnung der Bilder und Töne des Films unterlaufen und in diesem Sinne ‚ereignishaft‘ wirken. Die ‚Störelemente‘ funktionieren wie Kippspiele oder Vexierbilder, welche den Normalfall der Wahrnehmung irritieren. Den Betrachtern öffnen sich alternative Beobachterpositionen, welche keine einfache Zu- und Einordnung der Wahrnehmungsgegenstände mehr erlauben. In dieser Eigenschaft sind die ‚Störelemente‘ philosophischen Bestimmungen des Ereignisbegriffs ähnlich, welche Ereignisse als das Unrepräsentierbare, als Signifikanten ohne Signifikate verstehen. Im Seminar soll der Ereignisbegriff als ‚Kehrseite der Repräsentation‘ auf die Bedeutungsstruktur von Filmen angewandt werden. Anhand von Beispielen aus der gesamten Filmgeschichte sollen im Inneren von geschlossenen Szenenkompositionen ‚Störelemente‘ ausgemacht werden, welche die Zeichen- und Bedeutungsstruktur der Bilder und Töne unterlaufen. Zu einem möglichen Repertoire dieser Irritationsmomente auf visueller Ebene zählen die Dialektik von Auge und Blick, Gesichter in Großaufnahme (sogenannte Affektbilder) und Masken, Doppelgängerfiguren, das Wechselspiel von Licht und Schatten, (Schau-)Fenster, doppelte Rahmungen, Spiegel(ungen) und Schwarzfilm, welcher eine Unterbrechung der filmischen Repräsentation bewirkt. Neben visuellen Figuren, welche die semantische Struktur einer Bildanordnung unterlaufen und für neue Bedeutungen öffnen, sollen auf auditiver Ebene Klangereignisse herausgearbeitet werden, welche konventionalisierte Wahrnehmungsmuster irritieren und reflektieren. Dazu zählen unidentifizierbare Klangobjekte, Emanationsstimmen, anempathische Töne, akusmatische Stimmen und das gänzliche Ausblenden von Geräuschen, welches auf auditiver Ebene Repräsentation verweigert. Im Seminar sollen ein medientheoretisches und ein rezeptionsästhetisches Erkenntnisinteresse miteinander verknüpft werden. Unter einem medientheoretischen Blickwinkel soll gezeigt werden, inwiefern eine Betrachtung der beschriebenen ‚Störelemente‘ Aufschluss über die Medienspezifik des Films verspricht. In einem zweiten Schritt sollen die bildlichen bzw. klanglichen Irritationsmomente unter rezeptionsästhetischer Prämisse hinsichtlich ihres Potenzials befragt werden, dargestellte Figuren und Betrachter in einen gemeinsamen ‚Ereigniszusammenhang‘ zu bringen. An jede Sitzung wird sich die Vorführung eines paradigmatischen Films anschließen, so dass neben filmtheoretischen Überlegungen die Einübung filmanalytischer Praxis im Vordergrund steht. Es ist schon eine denkwürdige Koinzidenz, dass Michel Foucaults diskurstheoretische Problematisierung des Autorbegriffs in seinem 1969 gehaltenen Vortrag Was ist ein Autor? mit der Einführung des Pseudonyms "Alan Smithee" (einem Anagramm von "The Alias Man") für Filmregisseure, welche die künstlerische Verantwortung für ihren Film infrage stellen und inkognito bleiben möchten, im selben Jahr zusammenfällt. Ähnlich wie eine konsequente Diskursanalyse im Anschluss an Foucault auf Autornamen verzichten müsste, besteht für Filmregisseure nun in bestimmten Fällen die Möglichkeit, im kollektiven Schaffensprozess des Films anonym zu bleiben. Auf der anderen Seite spielt der Name des Regisseurs nicht nur im Kontext des künstlerisch ambitionierten Films, sondern selbst im transparenten Genrekino eine zunehmend bedeutsame Rolle als marketingstrategische Zuschreibungsinstanz. Der Begriff "Autorenfilm" soll hier also nicht als historischer verstanden werden, welcher sich lediglich auf die politique des auteurs der französichen nouvelle vague bezieht, sondern als systematischer, welcher in verschiedenen filmhistorischen Kontexten das Subsumieren aller produktionsästhetischen Mittel des Films unter den individuellen Schöpfungsanspruch eines Regisseurs bezeichnet. Dazu werden voraussichtlich Werke der folgenden Autorenfilmer in den Blick geraten: Fritz Lang, Jean Renoir, Alfred Hitchcock, Orson Welles, Federico Fellini, Stanley Kubrick, Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Wim Wenders, David Lynch, Lars von Trier, Pedro Almodóvar, Ethan und Joel Coen und Quentin Tarantino. An jede Sitzung wird sich die Vorführung eines Autorenfilms anschließen, so dass neben filmtheoretischen Überlegungen die Einübung filmanalytischer Praxis im Vordergrund steht. Das Seminar bietet einen chronologischen Überblick über die wichtigsten filmtheoretischen Strömungen unter besonderer Berücksichtigung der jeweiligen filmhistorischen Situation. Dabei sollen unter anderem folgende filmtheoretische Ansätze in den Blick geraten: Sogenannte realistische Theorien (Kracauer) vs. Theorien, die das Interesse an Film als spezifischer Kunstform begründen (Balázs, Arnheim); Theorien filmischer Montage (Eisenstein, Pudovkin) vs. Theorien filmischer mise-en-scène (Bazin); Strukturalismus (Metz, Mitry) vs. Poststrukturalismus als philosophischer (Deleuze, Nancy), feministischer (Mulvey, Williams), psychoanalytischer (Baudry, Zizek), phänomenologischer (Sobchack, Marks) und kognitivistischer (Grodal) Zugang; Antipoststrukturalismus (Carroll) und Neoformalismus (Bordwell, Thompson). An jede Sitzung wird sich die Vorführung eines paradigmatischen Films aus der jeweiligen filmhistorischen Epoche anschließen, so dass neben filmtheoretischen Überlegungen die Einübung filmanalytischer Praxis im Vordergrund steht. Zur Vorbereitung seien empfohlen: Franz-Josef Albersmeier (Hrsg.): Texte zur Theorie des Films. 5. durchgesehene und erweiterte Auflage. Stuttgart: Reclam 2003 sowie Thomas Elsaesser/Malte Hagener: Filmtheorie zur Einführung. Hamburg: Junius 2007. |
|