Wintersemester 2014/2015 an der Universität Hamburg
Doktoranden-Kolloquium: Übersetzen und Rahmen. Praktiken medialer Transformationen

Praktiken medialer Transformationen thematisieren den Vollzug. Sie erfolgen, so die Grundannahme, in und durch zwei miteinander verschränkte Wechselwirkungen: der von ‚Rahmung‘ und ‚Übersetzung‘ sowie der von ‚rahmen‘ und ‚übersetzen‘, wobei die beiden Substantive das jeweils Vollzogene bezeichnen und die beiden Verben den performativen Vollzug. Ziel der gemeinsamen Forschungsarbeit ist es, die Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Übersetzungs- und Rahmentheorien für kultur- und sozialwissenschaftlich orientierte Medienforschungen auszuloten und für die medientheoretische und medienästhetische Forschung fruchtbar zu machen. Die interdisziplinäre und grundlagentheoretisch ausgerichtete Auseinandersetzung mit den Leitkonzepten ‚Rahmung/rahmen‘ und ‚Übersetzung/übersetzen‘ sowie die praxeologische Konzentration auf das ‚Wie’ des Vollzugs stellen einen innovativen Forschungsbeitrag für eine erweiterte, interdisziplinär ausgerichtete Medienforschung dar.

Wintersemester 2012/2013 an der LMU München
Hauptseminar: Film-Kunst. Zum Überschneidungsbereich zwischen Film und anderen Medien

Seit Jahrhunderten tobt im Abendland ein eigentümlicher Kampf: Im traditionsreichen Paragone wetteifern die Künste um ihre Vorrangstellung. Zuletzt unternahm kein geringerer als Lessing einen folgenschweren Schlichtungsversuch. In seinem 1766 erschienenen Laokoon wollte er den Wettstreit der Künste zu beenden, indem er Malerei und Dichtkunst distinkte Kompetenzen und Arbeitsbereiche zuwies: Während die bildenden Künste Körper im Raum darstellen, ordnet die Poesie Handlungen in der Zeit. Demnach zeichnen sich Raumkünste durch Koexistenz und Nachbarschaft ihrer Zeichen aus, während Zeitkünste ihre Zeichen in einer sukzessiven Abfolge entfalten. Doch spätestens seit der Geburtsstunde des Films kann auch dieses Friedensangebot als gescheitert gelten. Anstatt Raum- und Zeitkünste binär zu unterscheiden leistet der Film eine Dynamisierung des Raums und eine Verräumlichung von Zeit. Film oszilliert zwischen Raum- und Zeitkunst, indem er darstellende Künste wie Photographie und Malerei mit sukzessiven Künsten wie Literatur und Musik überblendet. Damit avanciert Film zum idealen Beobachtungsgegenstand, wie die hier integrierten Einzelmedien Photographie, Schrift, Sprache, Bewegtbild, Töne und Musik in einen produktiven Wettstreit eintreten, alte Grenzlinien aufbrechen und neue Verbindungen eingehen. Im Seminar wollen wir uns neben diesen zeichen-, medien- und kunsttheoretischen Überlegungen auch der konkreten Profilierung einzelner Künste im Film zuwenden: Etwa den photographischen Anordnungen in den Filmen von Stanley Kubrick und David Lynch, der an der Malerei orientierten mise-en-scène in den Filmen von Julian Schnabel und Tim Burton, der Überblendung von Comic und Film bei Frank Miller und Zack Snyder, den Musikfilmen von Jean-Marie Straub und Wim Wenders, den Literaturverfilmungen Rainer Werner Fassbinders oder den Essayfilmen von Chris Marker.

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Sommersemester 2012 an der LMU München
Hauptseminar: Dramaturgie(n) des Films

Bis heute ist noch nicht gänzlich geklärt, wie Filme in der Lage sind, ein so hohes Affektpotenzial bei ihrem Publikum zu aktualisieren. Eine Beantwortung dieser Frage beschäftigt sich mit der rezeptionsästhetischen Ausrichtung filmdramaturgischer Erzählstrategien. Schon Aristoteles verstand seine dramaturgischen Überlegungen zum antiken Theater im Wesentlichen als Wirkungspoetik. Diese ursprünglich mit Blick auf theatrale Darstellungsformen entwickelten Grundsätze, einen Spannungsbogen aufzubauen, wurden in der Folge auch für die Filmdramaturgie nutzbar gemacht. Im Seminar soll vorrangig der gezielte Aufbau der Handlungsstränge im Vordergrund stehen, daneben aber auch Erzählperspektive, Zeitbehandlung, Figurencharakteristik, Dialoggestaltung, Genrekonventionen, Handlungsort und Requisite als wesentliche Elemente filmischer Dramaturgie und Wirkungsästhetik zur Sprache kommen. Dabei werden klassisch erzählte Filme ebenso berücksichtigt wie die selbstreferenziellen, achronologischen, unzuverlässigen und multiperspektivischen Erzählexperimente der filmischen Avantgarden. Statt der filmischen Inszenierung dramaturgischer Grundsätze soll jedoch deren Ausarbeitung in den Drehbuchvorlagen im Vordergrund stehen. Mithin wird die Bereitschaft der TeilnehmerInnen vorausgesetzt, sich neben den theoretischen Texten zu Filmdramaturgie und Wirkungsästhetik mit der Analyse ganzer Drehbücher auseinanderzusetzen.

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Wintersemester 2011/2012 an der LMU München
Hauptseminar und Kolloquium: "Störfälle". Film als Ereignis

Das Seminar möchte im Film ‚Störelemente‘ isolieren und identifizieren, welche die Bedeutungsanordnung der Bilder und Töne des Films unterlaufen und in diesem Sinne ‚ereignishaft‘ wirken. Die ‚Störelemente‘ funktionieren wie Kippspiele oder Vexierbilder, welche den Normalfall der Wahrnehmung irritieren. Den Betrachtern öffnen sich alternative Beobachterpositionen, welche keine einfache Zu- und Einordnung der Wahrnehmungsgegenstände mehr erlauben. In dieser Eigenschaft sind die ‚Störelemente‘ philosophischen Bestimmungen des Ereignisbegriffs ähnlich, welche Ereignisse als das Unrepräsentierbare, als Signifikanten ohne Signifikate verstehen. Im Seminar soll der Ereignisbegriff als ‚Kehrseite der Repräsentation‘ auf die Bedeutungsstruktur von Filmen angewandt werden. Anhand von Beispielen aus der gesamten Filmgeschichte sollen im Inneren von geschlossenen Szenenkompositionen ‚Störelemente‘ ausgemacht werden, welche die Zeichen- und Bedeutungsstruktur der Bilder und Töne unterlaufen. Zu einem möglichen Repertoire dieser Irritationsmomente auf visueller Ebene zählen die Dialektik von Auge und Blick, Gesichter in Großaufnahme (sogenannte Affektbilder) und Masken, Doppelgängerfiguren, das Wechselspiel von Licht und Schatten, (Schau-)Fenster, doppelte Rahmungen, Spiegel(ungen) und Schwarzfilm, welcher eine Unterbrechung der filmischen Repräsentation bewirkt. Neben visuellen Figuren, welche die semantische Struktur einer Bildanordnung unterlaufen und für neue Bedeutungen öffnen, sollen auf auditiver Ebene Klangereignisse herausgearbeitet werden, welche konventionalisierte Wahrnehmungsmuster irritieren und reflektieren. Dazu zählen unidentifizierbare Klangobjekte, Emanationsstimmen, anempathische Töne, akusmatische Stimmen und das gänzliche Ausblenden von Geräuschen, welches auf auditiver Ebene Repräsentation verweigert. Im Seminar sollen ein medientheoretisches und ein rezeptionsästhetisches Erkenntnisinteresse miteinander verknüpft werden. Unter einem medientheoretischen Blickwinkel soll gezeigt werden, inwiefern eine Betrachtung der beschriebenen ‚Störelemente‘ Aufschluss über die Medienspezifik des Films verspricht. In einem zweiten Schritt sollen die bildlichen bzw. klanglichen Irritationsmomente unter rezeptionsästhetischer Prämisse hinsichtlich ihres Potenzials befragt werden, dargestellte Figuren und Betrachter in einen gemeinsamen ‚Ereigniszusammenhang‘ zu bringen. An jede Sitzung wird sich die Vorführung eines paradigmatischen Films anschließen, so dass neben filmtheoretischen Überlegungen die Einübung filmanalytischer Praxis im Vordergrund steht.

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Wintersemester 2010/2011 an der LMU München
Proseminar und Kolloquium "Wen kümmert's wer spricht?" Der Autorenfilm im Wandel der Filmgeschichte

Es ist schon eine denkwürdige Koinzidenz, dass Michel Foucaults diskurstheoretische Problematisierung des Autorbegriffs in seinem 1969 gehaltenen Vortrag Was ist ein Autor? mit der Einführung des Pseudonyms "Alan Smithee" (einem Anagramm von "The Alias Man") für Filmregisseure, welche die künstlerische Verantwortung für ihren Film infrage stellen und inkognito bleiben möchten, im selben Jahr zusammenfällt. Ähnlich wie eine konsequente Diskursanalyse im Anschluss an Foucault auf Autornamen verzichten müsste, besteht für Filmregisseure nun in bestimmten Fällen die Möglichkeit, im kollektiven Schaffensprozess des Films anonym zu bleiben. Auf der anderen Seite spielt der Name des Regisseurs nicht nur im Kontext des künstlerisch ambitionierten Films, sondern selbst im transparenten Genrekino eine zunehmend bedeutsame Rolle als marketingstrategische Zuschreibungsinstanz. Der Begriff "Autorenfilm" soll hier also nicht als historischer verstanden werden, welcher sich lediglich auf die politique des auteurs der französichen nouvelle vague bezieht, sondern als systematischer, welcher in verschiedenen filmhistorischen Kontexten das Subsumieren aller produktionsästhetischen Mittel des Films unter den individuellen Schöpfungsanspruch eines Regisseurs bezeichnet. Dazu werden voraussichtlich Werke der folgenden Autorenfilmer in den Blick geraten: Fritz Lang, Jean Renoir, Alfred Hitchcock, Orson Welles, Federico Fellini, Stanley Kubrick, Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Wim Wenders, David Lynch, Lars von Trier, Pedro Almodóvar, Ethan und Joel Coen und Quentin Tarantino. An jede Sitzung wird sich die Vorführung eines Autorenfilms anschließen, so dass neben filmtheoretischen Überlegungen die Einübung filmanalytischer Praxis im Vordergrund steht.

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Sommersemester 2010 an der LMU München
Proseminar und Kolloquium "Wir sind auf der Suche nach dem Filmalphabet." Zur Wechselwirkung von Filmgeschichte und Filmtheorie.

Das Seminar bietet einen chronologischen Überblick über die wichtigsten filmtheoretischen Strömungen unter besonderer Berücksichtigung der jeweiligen filmhistorischen Situation. Dabei sollen unter anderem folgende filmtheoretische Ansätze in den Blick geraten: Sogenannte realistische Theorien (Kracauer) vs. Theorien, die das Interesse an Film als spezifischer Kunstform begründen (Balázs, Arnheim); Theorien filmischer Montage (Eisenstein, Pudovkin) vs. Theorien filmischer mise-en-scène (Bazin); Strukturalismus (Metz, Mitry) vs. Poststrukturalismus als philosophischer (Deleuze, Nancy), feministischer (Mulvey, Williams), psychoanalytischer (Baudry, Zizek), phänomenologischer (Sobchack, Marks) und kognitivistischer (Grodal) Zugang; Antipoststrukturalismus (Carroll) und Neoformalismus (Bordwell, Thompson). An jede Sitzung wird sich die Vorführung eines paradigmatischen Films aus der jeweiligen filmhistorischen Epoche anschließen, so dass neben filmtheoretischen Überlegungen die Einübung filmanalytischer Praxis im Vordergrund steht. Zur Vorbereitung seien empfohlen: Franz-Josef Albersmeier (Hrsg.): Texte zur Theorie des Films. 5. durchgesehene und erweiterte Auflage. Stuttgart: Reclam 2003 sowie Thomas Elsaesser/Malte Hagener: Filmtheorie zur Einführung. Hamburg: Junius 2007.

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Winterseme
ster 2009/2010 an der LMU München
Proseminar und Kolloquium Metafilme

Während der klassische Film bestrebt ist, seine Artifizialität zu verschleiern und sich als unvermittelte Geschichte auszugeben, geht es sogenannten Metafilmen darum, Elemente ihrer Medialität, Narrativität oder Fiktionalität selbstreferenziell einholen zu können. Als Filme über Filme bewegen sie sich im Spannungsfeld zwischen der Konstruktion einer fiktiven Welt und der gleichzeitigen Reflexion eben jener Konstruktion. Als "gefilmte Filmtheorie" loten sie Möglichkeiten und Bedingtheiten der medialen Spezifik des Films aus, wobei alle wesentlichen Komponenten der Filmsprache in den Blick geraten. Im Seminar werden wir diesem Phänomen anhand exemplarischer Beispiele aus der gesamten Filmgeschichte nachspüren. Dazu wird sich an jede Sitzung die Vorführung eines paradigmatischen Films anschließen, so dass neben filmtheoretischen Überlegungen die Einübung filmanalytischer Praxis im Vordergrund steht.

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Sommersemester 2009 an der LMU München
Proseminar und Kolloquium Erzähltheorie des Films

Filmisches Erzählen ist komplex. Der Film verknüpft Bilder, Geräusche, Musik, Sprache und Schrift und dynamisiert ihre Zeichen zu Erzählungen. Den Eigentümlichkeiten filmischer Plurimedialität hat sich die Filmwissenschaft auf verschiedenste Weise genähert. Einigkeit besteht allenfalls über das ausgeprägte narrative Potenzial des Films, hat er doch seine engste Verbindung nicht mit den ikonischen Künsten, Malerei oder Photographie, und nicht einmal mit dem Drama, sondern mit der erzählenden Literatur geknüpft – man bedenke nur die hohe Anzahl Romanverfilmungen. Im Seminar sollen die wichtigsten filmnarratologischen Paradigmen (Neoformalismus, Neostrukturalismus, Semiotik) herausgearbeitet und ins Verhältnis gesetzt werden. Neben erzähltheoretischen Überlegungen zum Zusammenhang von Medialität und Narrativität soll die Einübung filmischer Analysepraxis im Vordergrund stehen. Dazu wird sich an jede Sitzung die Vorführung eines paradigmatischen Films anschließen, der in der jeweils folgenden Sitzung besprochen werden soll. Dabei werden neben Filmklassikern auch neuere Filme Beachtung finden, um die zunehmend komplexer werdenden Erzählstrukturen des Films berücksichtigen zu können.

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